Stadt Kimar

Hastig eilte der Blick des Taktikers über die Frontmauer.
Wie die Ameisen verteilten sich die Soldaten in alle Himmelsrichtungen, doch nur eine Hand voll selbst, blieb am Nordtor zur Wache. Scheinbar waren sie sich sicher, das die Monster dort keinen Angriff wagen würden.
Zugegeben, einfach würde es zumindest nicht werden.

Mit beschwörenden Schritten näherte er sich dem Tor, immerwieder Ausschau haltend nach eventuellen Vorkommnissen. Und tatsächlich; es gelang ihm einen kleinen Jungen zu erspähen, der sich scheinbar aufgeregt über die Zinnen lehnte.
"Hm?..Ist das nicht.." Der Knabe hatte durchaus Ähnlichkeit wie mit dem Jungen zuvor, der kurzerhand mit der Magierin verschwand. Irgendetwas stimmte da doch nicht.. Die Schritte Isaac's wurden schneller und er eilte zielstrebig zum Knaben.


Die Treppe der Stadtmauer beinnahe überfliegend, näherte er sich schließlich dem Jungen.

Als er die schreienden Worte von ihm vernahm, blickte er kurzerhand zur seiner Seite, nach unten, auf die andere Seite der Stadtmauer.
"DANN LAUFT LOS!"
Eine Augenbraue lupfend bestätigte sich seine Vermutung. Es war die Magierin, offenbar auf der ungünstigeren Seite der Mauer.. Der Taktiker blickte in Richtung des Burschen. Dann musste dies der Junge sein, den er zuvor gesehen hatte.
Erst als die Magierin sich in Bewegung setzte, trat Isaac an den Kleinen heran - Seine Hand glitt zu der Schulter des Jungen, welchem er einen wissenden Blick schenkte.
"Folge mir, wir haben nicht viel Zeit." fasste er sich kurz und deutete mit einem Blick auf das aufgerollte Seil, welches über seiner Schulter hing.
Er hatte es sich erlaubt, ein Seil, welches die Plane eines Handelsstandes zusammenhielt, zu entwenden - Nur für den Fall der Fälle. Und dieser.. trat ja auch irgendwie ein.

Zwar bemerkte Sorda die fremde Gestalt auf ihn zugehen, doch seine volle Aufmerksamkeit bekam sie erst,
als diese ihre Hand auf seine Schulter legte.
Er wich einen Schritt zur Seite, misstrauisch schaut Sorda seinem Gegenüber in die Augen.
Allerdings muss er ihm zustimmen, es gibt keine Zeit zu verlieren.
Abgesehen davon, war der Unbekannte mit dem Seil wahrscheinlich Lysiells beste Chance.
Die Wut stieg dennoch in ihm auf, warum kommt er erst jetzt.. jetzt wo Lysiell praktisch vor der Rettung davon läuft ohne es zu wissen.
"Lysiell! Kehrt um!" rief er noch, in der Hoffnung, sie könnte es vielleicht noch hören.
"Dann steht nicht rum!" zischte der Knabe vorwurfsvoll, "..oder gebt mir gleich das Seil".
Sein Blick wandte sich noch ein letztes mal in die Richtung in die Lysiell rannte,
bevor er sich wieder der unbekannten Person und dem Seil zuwandte.

Kurz wanderte der prüfende Blick Isaac's über die Gestalt des Jungen, welcher kurz darauf einen merkwürdigen Eindruck hinterließ. Was hatte dieser Bursche mit der Magierin zu schaffen?..
Auf die Äußerung hin, ihm das Seil zu überlassen, überlegte er sogar einen Augenblick; immerhin.. Niemand könnte dann behaupten er hätte es nicht versucht! Aber nein, das war keine ernsthafte Option - Den Jungen mit dem Seil anzuvertrauen war einfach zu riskant.
"Behaltet einen kühlen Kopf, Junge." sprach Isaac beim vorbeigehen - Geradewegs in die Richtung, in die die Magierin flüchtete; zwar wurden seine Schritte nicht unbedingt von Hast begleitet, aber dennoch lag seine Bewegungsgeschwindigkeit weit über seinen sonstigen Durchschnitt. Noch ein wenig schneller, und er hätte den Gegenwind gespürt!
Davon ausgehend, das der Bursche ihm folgen würde, warf der Taktiker dann und wann einen Blick zu seiner Linken; prüfend ob nicht doch noch weitere Bewohner das gleiche Schicksal wie die Magierin teilten.
"Wie lautet eurer Name, Bursche?" fragte er beiläufig. Obgleich ihm der Gedanke, einen kleinen Jungen zu siezen, zunächst seltsam vorkam, blieb er dennoch dabei. Immerwieder wanderte der Blick Isaac's aufmerksam durch einzelne Baumwipfel und Büsche am Stadtrand.

Ihren Namen vernehmend blieb Lysiell stehend uns ah sich nach Sorda um, denn sie war sich sicher, dass es seine Stimme gewesen war. Suchend blickte sie die Zinnen entlang und hielt Ausschau nach ihm.
Ich hab ihm doch gesagt, er soll verschwinden, verdammt! Da oben gibt er so ein gutes Ziel für die Angreifer ab...
Dann sah sie ihn, in Begleitung eines Mannes und blieb irritiert stehen. "Sorda?!" rief sie, unsicher darüber, was sie von dem Fremden halten sollte. Dann schwang ihr Blick wieder zum Wald.
Wenn mir nicht bald etwas einfällt, dann muss ich wohl oder übel die Mauer sprengen... schoss es ihr durch den Kopf, als sie wieder zur Mauer lief und immer wieder Blicke zum Wald warf.

Es vergingen nichteinmal gefühlte drei Minuten, als Isaac sich den Zinnen näherte und herunterblickte. Scheinbar blieb der Ausruf des Jungen nicht gänzlich ohne Wirkung - Die Magierin hatte ihn tatsächlich vernommen. Kurz wandte er sich dem Burschen hinter ihm zu und nickte ihm kurz darauf zu, bevor er wieder herunterblickte.Während er sich wieder aufrichtete, glitt seine linke Hand zum Seilbund an seiner Schulter, während er zeitgleich nach einem geeignetem Weg suchte, das Seil zu befestigen.
Tatsächlich erspähte er nur einige Meter weit entfernt einen Flaggenmast; stabil genug um der Magierin zu helfen.. hoffentlich.
Wortlos entfernte Isaac sich also von den Zinnen und bewegte sich müßig gen Mast, bevor er sich daran machte, das Seil um diesen zu befestigen.

Ihre Blicke wanderten zwischen dem Fremden und Sorda hin und her, dann mal wieder hinüber zum Wald und zurück. Sie erkannte, was der Fremde vorhatte und hoffte inständig, dass dieses Seil stark genug gebunden war, um sie zu tragen. Sie ging an die Mauer und wartete darauf, dass es für sie herabgelassen wurde.

"Geht das nicht etwas Schneller?!"
Unruhig beobachtete Sorda, wie der unbekannte das Seil befestigte.. zu träge für seinen Geschmack.
"Na los, weiter." hetzte er immer weiter, obwhol es schon sogut wie vollbracht war.
Dabei stand er selbst recht nutzlos daneben, und ihm fiel etwas ganz Anderes auf.
Die Bürger, Menschen und Händler, es ist um ein vielfaches ruhiger geworden,
zwar war immernoch unruhe zu vernehmen, aber es nahm stetig ab.
Die Rufe der Stadtwachen gewann die Oberhand, kleine Truppen die von einem schepperndem Geräusch begleitet wurden.
Den ohnehin schon aufgebrachten Burschen machte es nur noch nervöser,
was tun, wenn Lysiell endlich auf der Mauer ist, wo sollten sie nach unterschlupf suchen.
Viele Fragen, die ihm durch den Kopf schießen, und für ein Schweigen seinerseits sorgen.

Mit einem Runzeln auf der Stirn, hielt der Taktiker beim Befestigen des Seils kurz inne, als er dem Burschen hinter sich ein leicht genervten Blick schenkte. Mit einem Seufzen jedoch fuhr er schließlich fort.
"Wollt ihr etwa, das eure Magierin die Mauern runterstürzt? Nein? Dann lasst mich das Seil hier,.. auch richtig binden."
Mit diesen Worten erhob er sich schließlich, ein Teil des aufgerollten Seils in der Hand haltend und begab sich zu den Zinnen.
Kurz huschte sein Blick nochmal in die hinteren Wälder, prüfend ob nicht doch schon den Heerscharen der Finsterniss ihren Weg hierhergefunden hatten; lässt aber kurz darauf das Seilende die Mauer herunter.

Die Magierin ergriff es sogleich, als es bei ihr ankam und ohne noch einmal hinter sich zu blicken versuchte sie sich hochzuziehen. Sie zog ihre Robe etwas hoch, zog zweimal am Seil und begann - sich gegen die Mauer stemmend - langsam und mühselig sich hochzuziehen. Zwei - Dreimal rutschte sie etwas weg, aber nach einer langen Kletterpartie, erreichte sie endlich den Anfang der Zinnen und griff nach dem Rand, um sich dort festzuhalten und hochziehen zu können.

Dem kleinen Bengel schien es schlagartig zu beruhigen, Lysiell hatte es fast geschafft.
Von Erleichterung kann allerdings nicht die Rede sein.
Seine Aufmerksamkeit verstreute sich und sein Blick wanderte weiter über Kimar's Dächer.
Zuletzt blieb dieser jedoch über den Baumkronen des Waldes hängen.
Die letzten Vogelschwärme flatterten vereint gen Westen davon.
Fliegen.. und sofort in Sicherheit sein, war es das, was ihm durch den Kopf ging?

Prüfend haftete der Blick des Taktikers auf der Magierin, als er sich über die Zinnen lehnte. Hoffentlich beherschte sie ihr Handwerk gut.. - Sie würden ihre Fähigkeiten brauchen, wenn sie aus dieser Situation noch heil herauskommen wollten; wobei er selbst daran ein wenig Zweifel zu haben schien..
Erst als die zierliche Frau fast Oben hochgeklettert war, reichte Isaac ihr die Hand um ihr über den letzten Abschnitt zu helfen. Dabei linste er kurzerhand einmal zum Burschen an seiner Seite - Wieso wurde er dieses seltsame Gefühl nicht mehr los?
Leicht kopfschüttelnd wandte er sich wieder der Zauberkundigen zu.

Endlich oben angekommen, das letzte Stück durch die Hilfe des Fremden geschafft, gönnte sich Lysiell schwer atmend einige Sekunden eine Pause auf dem Boden kniend. Mit einem letzten tiefen Atemzug rappelte sie sich auf und wandte sich dem Fremden zu, dem sie zunickte. "Ich danke euch, ich bin euch etwas schuldig." Und dann sah sie zu Sorda. "Ich habe dir doch gesagt lauf! ... Ach, darüber reden wir später. Nun müssen wir hier weg."

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Nur etwa zwanzig Meter weiter schlug ein Geschoss in die Mauer ein und brachte die Zinnen unter den Füßen der Soldaten und den Dreien zum beben. Wie ein Vorbote eines Höllenregens kündigte die flammende Kugel nur die darauffolgenden an, die in immer kürzeren Abständen begannen in der Mauer und davor einzuschlagen.
Der Wald selbst schien unter den Füßen der Armee einzugehen, hier und da fielen stattliche Bäume um und zusammen wie Kartenhäuser, während die Trommelschläge immer lauter wurden.
Unweit der beiden auf dem Baum Festitzenden schlug ebenfalls ein großes Geschoss ein, riss ein breites Loch in die Mauer und ließ unnätürliche Flammen emporschießen, die gierig nach allem brennbaren lechzten und sich wanden.
Die dunkle Macht war nun schon bis zum Marktplatz durchgedrungen, auch in dort und im Rest der Stadt schossen die Klauen empor und langten nach allem was sich bewegte, ließen die Menge nur noch mehr auseinanderstieben und unkoordiniert umherrennen. Das Chaos nahm seinen Lauf.

So ratlos wie auch fragend erwiederte Sorda Lysiell mit einem wortlosen Blick.
Er zog seinen Rucksack nochmal zu recht, bevor er den unbekannten ansprach.
"Ich heiße Sorda, wie ist euer Na... "
Unsanft wurde er durch den unvergleichlichen Lärm unterbrochen.
Ungeachtet dessen gewannen die Flammen seine Zuwendung, und interessiert starrte er sie an.

"Es wird hässlich hier." entfloh es dem Taktiker trocken, als er kurz nach dem Einschlag Halt suchte. Zwar nickte er der Magierin zuvor kurz zu, suchte aber gleichzeitig nach einem weiteren Ausweg, wobei sein Blick in die Richtung glitt, aus der sie zuvor gekommen waren. Kein zurück; es wäre zu riskant sich weiterhin dem Stadtinneren zu nähern. Er blickte zur entgegengesetzten Seite.
"Lasst uns weiter in die Richtung gehen - Wenn möglich sollten wir uns mit den Stadtwachen gruppieren." Einen Moment innehaltend, dachte er selber über seine Worte nach und räusperte sich kurz darauf. "Also,..vorrausgesetzt natürlich, es leben noch welche." Zwar konnte man den schwarzen Humor heraushören, das Gesicht des Taktikers blieb jedoch völlig versteinert. Ohne weitere Worte eilte er also weiter in die Richtung in die er gedeutet hatte.

Ohne zu zögern ergriff Lysiell die Hand von Sorda und folgte sogleich dem Taktiker in einer geduckten Haltung. Sie blickte zum Wald und erhaschte dort mit Entsetzen das Schauspiel, wie die Bäume wie kleine Hölzer einknickten und verschwanden.
"Sollten wir nicht von den Zinnen runter?!" rief sie dem Fremden hinterher, denn sie fand, dass man hier oben nur ein allzu leichtes Ziel bildete, zumal der Feuerregen langsam wirklich bedrohlich oft niederprasselte.

Azoth rettete sich vorest ihn in eine der vielen Seitengassen, um nicht von der panischen Menge mitgezogen zu werden, oder gar in einer dieser widerlichen Klauen zu geraten. Den Jungen hatte er in der Panik verloren, aber das machte nun auch keinen Unterschied mehr.
Zuerst musste er irgendwie zu seinem Stand zurückkommen, um wenigstens ein paar seiner Sachen zu retten. Es wurde behauptet, diese Stadt war uneinnehmbar; Er wollte sich jedoch lieber nicht auf diese Aussage verlassen.
Azoth lief ein paar Gassen entlang, überquerte eine Straße, lief ein paar weitere Gassen entlang, und stellte fest, das er sich vor einer Wand befand.
Sich an den Kopf fassend stellte er fest, das er die Orientierung verloren hatte.
"Verdammte verwinkelte Stadt.."
Er drehte um und wollte zurücklaufen, als eine dieser Klauen vor ihm aus dem Boden schoss.
Azoth war eingesperrt.
"Heute ist wirklich nicht mein Tag."
Der Alchemist ging zurück zur Wand und blickte sich einen Moment um, ein paar Kisten betrachtend.
"Ach was solls, die Stadt geht eh grad zum Teufel."
Er griff in einen der Beutel an seinem Gürtel, und platzierte den Inhalt gegen die Wand, dann tropfte er etwas aus einer kleinen Flasche an seinem Gürtel darauf, sehr vorsichtig.
Schnell sprang der Alchemist zurück, hinter die Kisten, und hielt sich die Hände an den Kopf.
Die Explosion war sicherlich in der gesamten Stadt, möglicherweise auch noch im Wald zu hören
Der Rauch verzog sich, und dort, wo vorher eine Wand war, war nunmehr ein großes Loch und ein Haufen Steine.
Azoth sprang hinüber und befand sich auf dem nunmehr ziemlich chaotisch anmutendem Marktplatz, praktisch direkt vor seinem Stand.
Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Azoth mochte es, wenn seine Alchemie funktionierte.

Hastig eilten die Iriden des Mannes von einem Punkt zum anderen - Er durfte keine Details außer Acht lassen - Und trotzdem konnte er nicht wirklich behaupten, herausgefunden zu haben, was genau das Ziel dieses Angriffs war.. er wirkte vielmehr einer totalen Zerstörung! Nichts und Niemand schien verschont zu bleiben..

Stirnrunzelnd blickte er beim gehen zurück über seine Schulter, in Richtung der Magierin und des Burschen, den sie in der Hand hielt.
"Ich bezweifle das wir auf den unten auf den Straßen wirklich sicherer sind, My Lady."
In der Tat wüteten in diesem Augenblick eine kleine Scharr der finsteren Kreaturen in den verwinkelten Gassen innerhalb der Stadt. Also freiwillig würden ihn das keine 10 Pferde runter bringen - Hier oben zumindest hatte er noch keine grotesken Ungeheuer erblicken können. Dafür nahm er das Risiko doch gerne in kauf, von den Katapulten erwischt zu werden.
Plötzlich vernahm er einen lauten Knall. Was war das? Es war sicherlich kein Effekt der von den Katapulten herbeirühren könnte - Dafür war diese Explosion zu kurz und intensiv. Magie? Sollte es außer dieser Frau hinter ihm noch Jemanden geben der dieser mächtig war? Wenn dem wirklich so wäre..
"Wir sollten uns schleunigst etwas einfallen lassen.." entfloh es ihm, schon kleinlich genervt.
Erst dann hielt er plötzlich im Schritt inne, macht zwei zurück und wandte sich zu einem der großen Bäume zu seiner linken. Was zum..? Er spähte genauer in das Blätterdach des Baumes und hoffte innständig, das der Zeitpunkt für einen Angriff dieser Viecher auf seine Person noch nicht gekommen wäre.
Vorsichtig bewegte er sich ein, zwei Schritte zurück. Was raschelte dort so? Seinen zwei Begleiterin schenkte er einen ungläubigen Blick mit einer Mischung aus Verzweiflung, die er jedoch versuchte zu unterdrücken - Er.. musste einefach einen kühlen Kopf bewahren, wenn er hier heil herauskommen wollte.